Ein Verein, zwei Wohnarten und jede Menge Unternehmungsgeist
Ihren Kindern im Alter zur Last fallen? Das kam für Karin Musick überhaupt nicht in Frage. Eine eigene kleine Wohnung, das wollte sie. Am besten in einem Haus mit Nachbarn, die sich gegenseitig helfen. Wie in einem Dorf. Fast neun Jahre hat sie für die Verwirklichung dieser Idee gearbeitet. Nun lebt sie seit dem Frühjahr 2010 an der Friedberger Warte. Praktiziert dort in einem Haus der Sahle Wohnen GmbH & Co. KG das „nachbarschaftliche Wohnen“. Und ist stolz, eine der Initiatorinnen zu sein, die es geschafft haben, dass die Nassauische Heimstätte in Niederursel, im Weißkirchener Weg 7, ein Haus eigens für Mitglieder des Vereins „Senioren-Selbsthilfe für gemeinschaftliches Wohnen“, kurz Sen-Se, gebaut hat.
Moment mal- ein Verein, zwei Wohnformen, ein Bauträger, ein Wohnraumanbieter? Wer wohnt denn nun bei Sen-Se wie und warum? Und hier kommt Anke Mansky ins Spiel.
Anke Mansky war es, die per Zeitungsannonce in der Frankfurter Rundschau im Jahr 2001 Interessenten fürs gemeinschaftliche Wohnen im Alter suchte. Als Treffpunkt schlug die Initiatorin den 31. Mai vor, 19 Uhr im „Dicken Fritz“, Mainkurstraße 6. Es kamen 15 Personen. Schnell wurden es mehr. Vier Monate später die Vereinsgründung der Senioren-Selbsthilfe Sen-Se mit dem Ziel „Gemeinschaftshäuser für das 3. Lebensalter“ zu schaffen.
Anke Mansky, die in Frankfurt überall auftaucht, wo es darum geht, Werbung für aktives, selbst bestimmtes Altern zu machen, war nie so bescheiden, „nur ein Haus zu bauen“. Viele sollten es sein. Von Anfang an. In allen Frankfurter Stadtteilen sollte es gemeinschaftliches Wohnen im Alter geben. Wäre es nicht ideal, in jeden Neubau gleich eine Etage fürs gemeinschaftliche Wohnen einzuplanen? So ihre Wunschvorstellung.
In Frankfurt sprach sich schnell herum: Der Verein Sen-Se wollte eine Lobby für alte Menschen sein. Manskys Ideen steckten an!
Mit allen Mitteln stürzten sich die Sen-Se-Mitglieder, unter ihnen auch Karin Musick, in die Öffentlichkeitsarbeit. Informierten Presse, Funk und Fernsehen, schrieben Baugesellschaften und Bauträger an, besuchten Seminare, Fachtagungen, Sitzungen, hoben das Netzwerk Frankfurt mit aus der Taufe. „Gemeinsam statt einsam“ lautet ein Sen-Se-Motto. Ein anderes: „Hilfst du mir, helfe ich dir!“
2004 erfolgten dann intensive Kontakte zur Nassauischen Heimstätte. Erste Baupläne entstanden für das Projekt in Niederursel, Weißkirchener Weg 7. 2005 waren die Pläne fertig: für 13 Wohnungen, barrierefrei, mit Balkonen, einem Aufzug, Gemeinschaftsraum und kleinem Garten. Baubeginn war im Juli 2008, Einzug im Frühjahr 2010.
In der Hausgemeinschaften ist Rosi Hill („60 plus“) mit die Jüngste. Auch sie gehört zu den Mitstreiterinnen der ersten Stunde, will trotz Familie eigenständig sein, aber in der Gruppe auf „Fürsorge untereinander“ bauen können. Wann immer sie Gelegenheit hat, macht sie Werbung dafür, „sich früh um gemeinschaftliches Wohnen zu kümmern“. Sie kennt die Arbeit, die es braucht, ein Projekt durchzuziehen.
13 Parteien, Singles oder Paare, wohnen nun in Niederursel.
2008 bildeten einige Mitglieder eine neue Interessengruppe „Nachbarschaftliches Wohnen an der Friedberger Warte“. Aus gemeinschaftlichem wie in Niederursel wurde hier nun „nachbarschaftliches Wohnen“ verteilt auf drei Häuser.
Netzwerk Frankfurt
für gemeinschaftliches Wohnen e.V.
Adickesallee 67 / 69
60322 Frankfurt am Main
Telefon: 069 – 91 50 10 60
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