Welche Farbe hat ein lila Luftschloss? Ein sattes Orange. In Frankfurt am Main gibt es gleich zwei dieser Stein gewordenen „Traumhäuser“. Gebaut von Frauen für die Frauen, die zur Lila Luftschloss Frauenwohnungsbaugenossenschaft gehören. 84 Mitfrauen sind es, die dieses wohnpolitische Projekt unterstützen. Bei ihnen wird die Wohnungsfrage in engem Zusammenhang mit sozialen Anliegen von Frauen diskutiert und umgesetzt. Das hat Modellcharakter. Zwei Projekte konnte die Genossenschaft bislang fertig stellen. Ein Haus steht in Bornheim, in der Heidestraße 51, das andere fünf Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, Gutleutstraße 147. Was sie so besonders macht? Sie bieten spezielle Lebensräume für Frauen. Eine neue Idee? Mitnichten.
Bereits in den zwanziger Jahren ließen neun berufstätige Frauen in Frankfurt ihren Traum vom modernen Wohnen wahr werden. Realisierten von 1927 an als Siedlungsgenossenschaft 43 Wohnungen, die speziell auf sie zugeschnitten waren. Etwa die Wohnung für die Lehrerin. Ein einfacher Grundriss, der jedoch raffiniert konstruiert war. Ein Vorraum wahrte die Distanz bei offiziellen Besuchen. Kamen zum Beispiel Schülerinnen vorbei, konnten sie kurz hereinkommen, ohne Privaträume zu betreten. Was an den Wohnungen zudem „weiblich“ war: helle Farben, praktische Küchen, schöne Materialien, luftige Konstruktionen.
Diese Vorgaben spornten an. Auch die Frankfurter Frauen, die 1992 zusammenkamen – einige aus Fraueninitiativen, andere, die in der Stadt vergeblich Wohnraum suchten. Sie gründeten die Lila Luftschloss Frauenwohnungsbaugenossenschaft. Häuser, von denen sie immer geträumt hatten, sollten Gestalt annehmen. Warum werde immer so viel Wert auf familiengerechte Wohnungen gelegt?, fragten sich die Lila-Luftschloss-Frauen. Warum nicht auch auf frauengerechte Wohnungen? Wieso müssten Frauen ihre Wünsche nach eigenen Rückzugsmöglichkeiten so oft den Wünschen der Kinder und anderer Familienmitglieder unterordnen? Und was sollten Frauen eigentlich mit familienfreundlichen Wohnungen anfangen? Für junge, ältere, alleinstehende und alleinerziehende Frauen eignen sie sich kaum. Erst recht nicht fürs gemeinschaftliche Wohnen.
Die LilaLu-Frauen begannen zu planen, trugen Ideen zusammen und ließen nicht locker, bis die beiden Häuser standen, in der Heide- und in der Gutleutstraße. Exakt 19 Wohneinheiten im sozialen Wohnungsbau haben sie geschaffen. Unterstützt vom Eigenkapital der fördernden Mitfrauen. Zwei Häuser, in denen sich Frauen und Kinder an der Gestaltung ihres Wohnumfeld aktiv beteiligen konnten und können: in der Bauphase ebenso wie bei Arbeiten in der Genossenschaft oder beim Bearbeiten des Umfelds. Anonymität? Vereinsamung? Fehlanzeige!
Für die Architektur der Luftschlösser gab’s Preise. Sie seien so innovativ, so vorbildlich. Details machen’s deutlich. Die Baumaterialien: ökologisch. Die Fenster: aus Holz und mit erhöhtem Schallschutz. Die Grundrisse: flexibel. Dazu: Balkone, Dachterrasse, ein grünes Dach, schöne Gemeinschaftsräume. Ein guter Mix.
Die Bewohnerinnen müssen nur einen geringen Anteil am Eigenkapital der Genossenschaft aufbringen. Sie leben allein, zu zweit, zu mehreren, mit und ohne Kinder. Was ist mit Männern? Die können weder in die Genossenschaft eintreten, noch Mieter werden. Nichtsdestotrotz sind sie gern gesehen – als Gäste in den lila Luftschlössern.
Weitere Infos unter: www.frauenwohnprojekte.de